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Pawlowsk-Palast (Pawlowsk)

Pawlowsk, ul. Rewoljuzii, 20, Tel.: +7 812 452-15-36, +7 812 452-21-55, Anreise von Sankt Petersburg: mit der Elektritschka (Schnellbahn) vom Witebsker Bahnhof (Metro Puschkinskaja) bis Pawlowsk (27 Kilometer von St. Petersburg, etwa 30 Minuten Fahrt), oder mit einem Sammeltaxi von den Metrostationen Moskowskaja, Swjosdnaja.

Auf der Karte

http://www.pavlovskmuseum.ru

An dem hohen Ufer des Slawjanka-Flusses errichtet, bestand der Palast des Architekten Ch. Cameron aus einem fast würfelförmigen dreistöckigen Zentralgebäude und symmetrisch angelegten Seitenflügeln für Wirtschaftszwecke, jeder von denen ein Stockwerk und eine Halbetage hatte. Sie wurden mit halbrunden einstöckigen offenen Übergangsgalerien miteinander verbunden, die mit Säulen dekoriert waren und vor der nach dem Süd-Osten sehenden Hauptfassade einen kleinen Ehrenhof bildeten. Zu diesem Ehrenhof kamen durch die herrliche dreispurige Lindenallee, die zum Palast führte, die Gäste von Pawlowsk angereist. Die erste Etage des Zentralgebäudes nahmen Paradegemächer ein, wie es in der Architektur der Herrenhäuser üblich war, das Erdgeschoss nahm Wohnzimmer auf, die zweite Etage — zum Teil wirtschaftliche Räume. Die Seitenflügel gehörten ganz den wirtschaftlichen Diensten: Da befanden sich Vorratskammern, Küchen, Bedientenstuben usw. Der Palast, der an der Stelle des auf Andringen Camerons ausgebauten Paullustes entstand, wurde ziemlich schnell erbaut: 1782 angefangen, war er nach vier Jahren fertig.

Die Hauptfassade des Zentralgebäudes dekorierte Cameron mit vier Paaren korinthischer Säulen, die über dem Rustika-Erdgeschoss angehoben waren. Ihr gleichmäßiger Gang betonte eine gewisse Ausgedehntheit der Fassade. Der Architekt verzichtete sich hier auf das konventionelle Fronton, weil er mit Recht glaubte, sein Ausbleiben würde den Eindruck der Erstrecktheit, der flachen und breiten Gebäudeform verstärken — einen umso stärkeren Eindruck, weil die Säulengänge der halbrunden Verbindungsgalerien den „Ablauf“ der Säulen von dem Zentralgebäude gleichsam weiterführten. Die Fassade ist nicht reich an Skulpturenausstattung: Nur eine schmale Fries-Leiste mit Akanthusblätter-Verzierung zieht sich unter dem Gesims des oberen Stockwerks und drei runde Medaillons mit antiken Szenen treten aus der glatten Oberfläche der Mauer hervor. Cameron hatte es gern und verstand es, wie auch andere klassizistische Meister, die ebene Mauerfläche zum Element der künstlerischen Gestaltung zu machen.

Nicht weniger als das Äußere des Palastes entzückte die Innenausstattung des Schlosses, von Cameron entworfen, die zeitgenössischen Besucher. In der Gestaltung der Innenräume benutzte der Architekt meisterhaft die antiken Motive, indem er sie mit Elementen des allmählich aus der Mode kommenden Barocks zu einem harmonischen Ganzen fügte. Die Pläne der von ihm entworfenen Zimmer und Säle weisen meistens keine strenge Geradlinigkeit auf, sondern sind ihrer Form nach äußerst vielfältig; dabei vermeidet der Meister keinesfalls gebogene und abgebrochene Linien in verschiedenen Kombinationen, beugt den Verzierungen nicht aus. Sein Sinn für Maß und sein einwandfrei ausgebildeter Geschmack ließen den Architekten Interieure schaffen, die eine künstlerische Ganzheit bildeten und mit ihrer stilvollen Eleganz, die zum auffallenden Prunk barocker Säle im schroffen Kontrast stand, das Auge erfreuten. In der Einrichtung der Innenräume verwendete Cameron gerne antike Details aus Marmor und ihre Abgüsse: Vasen, Statuen, Ausmalungen mit Mythen-Szenen. Zur gleichen Zeit benutzte der Architekt kühn neue Materialien: sowohl weißes, als auch farbiges Glas mit Bronze, bunte Einsätze aus künstlichem und natürlichem Marmor und Uraler Halbedelsteinen. Die Wände wurden meistens über dem Putz gestrichen oder mit Seide oder Seidentapeten verkleidet, und die Hauptelemente der Ausstattung bildeten lediglich Stuckgesimse und Pilaster, auch in Stuck ausgeführt.

Am 6. November 1796 verstarb Kaiserin Katharina II. Nach sechs Tagen folgte ein Erlass des Kaisers, „die Siedlung Pawlowskoje zu einer Stadt zu ernennen“. Selbstverständlich wurden die Bauarbeiten in den nachfolgenden Jahren durch die Tatsache bedeutend beeinflusst, dass Pawlowsk zu einer der Sommerresidenzen des Monarchen wurde.

In diesen neuen Umständen verlangte nicht nur Paul I., sondern auch Maria Fjodorowna, die als Schätzerin und Patronin der Künste galt, von den Baubeauftragten in Pawlowsk mehr Prunk und Festlichkeit, als Eleganz. Zum Architekten, der diesen Anforderungen maximal gerecht werden konnte, wurde Vincenzo Brenna (im Russischen Wikentij Karlowitsch umbenannt, 1740 – 1820) gewählt. In seinen monumentalen Bauten und seiner Gartenarchitektur ließ sich Brenna von den Grundsätzen der klassischen Baukunst leiten, die er aber anders als Cameron mit seinen äußerst harmonischen und eleganten Bauten interpretierte. Der Stil von Brenna kennzeichnete sich durch weitaus mehr geprägte Festlichkeit und Prunk, sogar eine gewisse Schwerfälligkeit: Zum Vorbild hatte er nicht die edle Strenge der Dorik, sondern die Pompösität des kaiserlichen Roms genommen. Kein Wunder, dass gerade dieser Architekt von Paul, der eine Schwäche für äußere Zeichen der Macht und Statussymbole hatte, ausgezeichnet und in seine Nähe gezogen wurde. In den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts verliefen die Bauarbeiten in Pawlowsk in vollem Gange: Der Palast wurde umgebaut, neue Pavillons wurden erbaut, die Teiche wurden gereinigt und vertieft, die Brücken errichtet, die aus fernen Ländern gebrachten Pflanzen, Gebüsche und Bäume ausgesetzt, das vorher unbebaute Gelände wurde erschlossen. Die Umplanung betraf in erster Linie den von Cameron errichteten Palast — den Mittelpunkt der ganzen Schlossanlage. V. Brenna hat die Seitengebäude aufgestockt und bedeutend vergrößert, an das südliche davon hat er einen Kirchenflügel angebaut. Die Anordnung der Galerien zwischen dem Zentralgebäude und den Seitenbauten hat er komplett umgeplant. Diese einstöckigen verbindenden Übergangsgalerien wurden erweitert und bekamen noch eine Etage, und schließlich entstanden noch zwei gebogene Seitenflügel, die sich an den Halbkreis alter Galerien anschlossen und beinahe eine Runde um den Ehrenhof herum bildeten, was das Äußere des Palastes rasch änderte: Aus einem dem Park entgegen gastfreundlich aufgeschlossenem Gelände verwandelte er sich in einen fast geschlossenen, abgesonderten Raum. Man hatte sogar vor, einen Graben vor dem Ehrenhof zu errichten, dem Michael-Schloss in Petersburg oder der Bip-Festung in Pawlowsk ähnlich, um den Palast noch mehr zu isolieren und gegebenenfalls sicher zu schützen. Natürlich änderten diese Arbeiten wesentlich die Gestalt des Gebäudes von Cameron, obwohl der Charakter der baukünstlerischen Lösung eigentlich erhalten wurde.

Noch wesentlichere Änderungen betrafen das Innere des Palastes. Hier schloss V. Brenna die künstlerische Gestaltung der wichtigsten Säle, des Italienischen und des Griechischen, die noch von Cameron entworfen worden sind, ab und schuf viele neue Räume. Dazu zählen der Rittersaal und der Große Saal (Thronsaal), die Gemäldegalerie, die Schlosskirche, einige Kabinette (das Kleine, das Große und das Himbeerfarbene Kabinett, drei Durchgangszimmer), Kammerdiener-Zimmer, Kammerfrauen-Zimmer, Orchesterzimmer und andere. Die Interieure bekamen einen ganz anderen Charakter: Die elegante Gastfreundlichkeit von Cameron wurde von der ausgiebigen Dekorierung abgelöst, die teilweise an die Herrschaft des reifen Barocks erinnerte. Zu den Sälen und Gemächern des Palastes, die ihr Äußeres in großem Maße dem Schaffen von V. Brenna verdanken, gehören auch die Hauptparaderäume der ersten Etage des Zentralgebäudes.

Die Gestaltungsarbeiten von V. Brenna in dem Palast beschränken sich aber nicht auf den zentralen Teil des Gebäudes. 1797 nahm der gebogene Seitenflügel zwischen dem Zentralbau und dem südlichen Gebäude die von ihm in der ersten Etage entworfene Gemäldegalerie auf. Der Architekt hat die Proportionen des ausgedehnten Halbkreises der Gemäldegalerie ausgezeichnet berechnet: Ungeachtet der dezenten architektonischen Ausstattung sieht sie imposant und feierlich aus. Dieser Eindruck wird dank den pittoresken Deckengemälden von J. Mettenleiter noch verstärkt, die heutzutage von A. Treskin nachgebildet sind. Besonders bewundernswert ist das sich in dem Mittelpunkt befindende Deckenbild „Der Triumph des Apoll“, das nach der Komposition des berühmten italienischen Künstlers Guido Reni geschaffen wurde. Die in der Galerie gesammelten Gemälde, viele von denen eine großen künstlerischen Wert haben, und der Saal selbst wirken als ein organisches Ganzes.

Nachdem in einer Märznacht des Jahres 1801 Paul I. von seinen Vertrauten heimtückisch ermordet worden war, wurde die Kaiserinwitwe Maria Fjodorowna zur einzigen Herrin seiner Sommerresidenz. Da sie über jede Menge Mittel und auch praktische Möglichkeiten zur weiteren Vergrößerung und Ausstattung der Schloss- und Parkanlage verfügte, versuchte Maria Fjodorowna, die besten Architekten, Bildhauer, Maler an die Arbeiten in Pawlowsk heranzuziehen. Hier wirkten berühmte Baukünstler, deren Genie kolossale Architekturensembles der Petersburger Altstadt geschaffen hatte, die am Anfang des 19. Jahrhunderts die russische Hauptstadt in eine der schönsten Städte der Welt verwandelten. Zu diesen Meistern zählte auch Giacomo Quarenghi (1744 – 1817), einer der markantesten Vertreter des russischen Klassizismus. In den Jahren 1800 – 1801 beteiligte sich Quarenghi tatkräftig an der Ausstattung der Palast-Innenräume. Im Erdgeschoss des Zentralgebäudes wurde nach seinem Entwurf das Neue Kabinett gestaltet, mit dem die Enfilade der privaten Appartements Pauls I. anfing. Die mit künstlichem Marmor verkleideten Wände, die Spiegel, vergoldete Stukkaturen, farbige Gravüren, die Raffaels Fresken in Vatikan nachbilden — all das verleiht dem Kabinett eine feierliche Atmosphäre, obwohl in seiner Gestaltung die das Schaffen des Meisters kennzeichnende elegante Unauffälligkeit zu spüren ist.

Quarenghi war neben Woronichin einer der Entwerfer von der Wohnzimmerflucht im Erdgeschoss des Verbindungsgebäudes zwischen dem zentralen und dem südlichen Bau des Palasts. Nach seinem Projekt und unter seiner Leitung erfolgte hier die Gestaltung des Toilettezimmers, wo weißer und farbiger künstlicher Marmor der Wände mit Ausmalungen an dem pittoresken Fries und dem Deckenbild von Scotti sowie mit den nach den Zeichnungen von Woronichin ausgeführten Ausstattungsgegenständen ein perfektes Zusammenspiel bildeten. In derselben Enfilade befindet sich das „Pilaster-Kabinett“ — das beste Interieur Quarenghis in Pawlowsk. Die Arbeiten von Quarenghi in dem Palast beschränkten sich nicht auf die Ausstattung einiger Innenräume. Draußen, am Eingang zu dem sogenannten „Eigenen Garten“, baute er zwei Terrassen an, die mit Marmorbalustraden und den Skulpturen eines Löwen und einer Löwin dekoriert wurden. Sie ergänzten die Gestalt des Palastgebäudes und betonten noch mal seinen harmonischen Zusammenklang mit dem Ambiente der Parkanlage.

Noch mehr als die Arbeit von Quarenghi ist die Tätigkeit des hervorragenden Baukünstlers Andrei Nikiforowitsch Woronichin mit Pawlowsk verbunden. Woronichin war ziemlich lange der Hauptarchitekt in Pawlowsk: Die Blütezeit seines Schaffens fiel in den Anfang des 19. Jahrhunderts. Eine der größten Herausforderungen in der Sommerresidenz von Maria Fjodorowna entstand ganz ungeplant: Vor dem Architekten stand die Aufgabe, das Palastgebäude nach einem schrecklichen Brand im Jahre 1803 wiederherzustellen.

Der Baukünstler machte sich energisch und begeistert an das Werk. In einer sehr kurzen Zeit leistete er eine echt riesige Arbeit, indem er praktisch die meisten Räumlichkeiten des Palasts neu gestaltete. Zahlreiche Skizzen und Zeichnungen lassen uns reiche Phantasie, stilvolle Eleganz und Meisterschaft Woronichins leicht erkennen. Er legte einen großen Wert darauf, bei der Restaurierung des Palastes den Konzepten seiner Vorgänger nicht zu widersprechen, und leistete gleichzeitig einen individuellen, sehr eigenartigen Beitrag zur Gestaltung fast jedes der Interieure, der die Einrichtung ergänzte und bereicherte. Im Italienischen Saal sind es Adlerfiguren an dem Gesims, Kariatiden zwischen den Bögen, Balustraden der Empore, im Griechischen Saal — die Leuchter, im Kleinen Kabinett und in der Bibliothek — Garniturmöbel, im Saal des Krieges — das Deckengemälde mit Stukkaturen. Solche Objekte findet man fast in jedem der Palasträume.

Der letzte große Architekt der Vergangenheit, der in Pawlowsk wirkte, war Carlo di Giovanni Rossi (im Russischen Karl Iwanowitsch, 1775 – 1849). In dem Palast, an der Stelle des früheren Schlafzimmers Pauls I. wurde nach seinem Entwurf (im Jahre 1816) das Eckzimmer ausgestattet — das erste Interieur, das er in Petersburg und Umgebung gestaltete. Rossi bestrebte ein harmonisches Zusammenspiel der lila-fliederfarbenen, bronzeartig verzierten Wände mit den Möbeln, dem Kronleuchter, den Behängen an den Fenstern, den hohen Türen mir vergoldeten Schnitzereien. Die Skizzen von allen Details der Gestaltung — von den Möbeln, dem bronzenen Kronleuchter mit farbigen Kristallen und von allem Anderen machte der Architekt selbst. Seine Kunst kann man auch heute bewundern: Die noch im vorigen Jahrhundert zerstörte Einrichtung ist unter Leitung von A. Treskin originalgetreu wiederhergestellt.

Noch einige Jahre später, 1822, gestaltete Rossi einen der besten Räume in dem Palast — die Bibliothek, die die erste Etage des Verbindungsgebäudes zwischen dem Zentralbau und dem nördlichen Seitenflügel einnahm. Wie auch bei der Arbeit an den anderen Interieuren, gelang es ihm, die architektonische Lösung des Saales selbst mit seiner Ausstattung in perfekten Einklang zu bringen. Halbrunde Schränke aus geflammtem Birkenholz, dekoriert mit dunklen bronzeartigen Schnitzereien, die der Form des Raums folgen, Tische, Kronleuchter, Kerzenständer — alles bildet hier ein harmonisches Ganzes mit der Saalgestaltung. Die Bibliothek von Rossi wirkt feierlich, wobei er diesen Eindruck mit ziemlich bescheidenen Mitteln erreicht hat, ohne zu einer ausgiebigen Dekorierung gegriffen zu haben.

1828, als Maria Fjodorowna verstarb, wurde der Bruder von Nikolaus I., Michael Pawlowitsch, und später der andere Großfürst, Konstantin Nikolajewitsch zum neuen Hausherren in dem Palast. Weder diese noch andere Mitglieder der Familie Romanow, die später den Palast und die Parkanlage in ihren Besitz bekamen, sorgten für weitere Einrichtung und sogar für die Erhaltung von den bestehenden Räumlichkeiten und der Umgebung.

Nach der Revolution im Februar 1917 beschloss die Interimsregierung, den ganzen Bestand des Palasts zu nationalisieren und hier Museen zu eröffnen. Eine große Gruppe bekannter Persönlichkeiten des russischen kulturellen Lebens, geleitet von dem Grafen Valentin Subow, dem Gründer und ersten Direktor des Russischen Instituts für Kunstgeschichte, wandte sich an die Regierung mit der Forderung, einen Ausschuss zur Auflistung und Erfassung der Kunstwerksammlungen in allen Romanow-Palästen sowohl in Petrograd als auch in der Umgebung zu gründen. In Pawlowsk wurde Alexander Alexandrowitsch Polowzew, ein angesehener Kenner der Gewerbekunst, zum Ausschussvorsitzenden. Polowzew war über die außerordentliche Integrität des Palastes erstaunt (früher waren die Kaiserpaläste für Kunsthistoriker praktisch unzugänglich gewesen). Am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in der ganzen Welt kein anderes Ensemble dieser Art, das in so einer kurzen Zeit erbaut und ausgestattet worden war (Ende des 18. – Anfang des 19. Jahrhunderts). Die Atmosphäre dieses Palastes wirkte auf die Besucher, als wären sie aus dem rasenden 20. in das ruhige 18. Jahrhundert gelangt. Es wurde erst mit der Stromversorgung des Palastes begonnen, die die Beleuchtung mit Wachskerzen ablösen sollte. In diesen Umständen fing die Systematisierung der Kunstwerksammlungen des Palasts an.

Nach dem 25. Oktober 1917 ergriff die Bolschewiki-Regierung die Macht. Diese wandte sich an die Bevölkerung mit dem Aufruf, das Eigentum des Romanow-Hauses sollte gerettet werden, was einer Erhöhung des Kulturniveaus der Arbeiterklasse beitragen sollte. Eine sehr große Rolle spielte dabei der erste in der Lenin-Regierung Volkskommissar für Bildungswesen A. W. Lunatscharski. Im Gegensatz zu Gattschina, Zarskoje Selo und Oranienbaum, die schon 1918 teilweise ausgeraubt worden waren, blieb Pawlowsk in den Jahren der Revolution und des Bürgerkrieges praktisch unversehrt.

1940 verglich man die Zahl der Museumsgegenstände mit der aus dem Jahr 1919. Es stellte sich heraus, dass sich der gesamte Betrag der Kunstwerke im den Vorstadtresidenzen drei- bis viermal reduziert hatte. Von 1926 bis an den Anfang der 1930er Jahre war Pawlowsk geschlossen und wurde in ein riesiges Auktions-Lager verwandelt. Diese Einstellung änderte sich allmählich erst seit Anfang der 1930er Jahre, als Stalin verstand, dass die weitere Entwicklung des Staates ohne Förderung der Kultur, darunter der Museen, unmöglich wäre. Im Sommer 1941 wurde Sowjetunion in den Zweiten Weltkrieg verwickelt, worauf sich auch die Museen schon seit 1936 vorbereitet hatten. Es wurde der so genannte „Entlastungsplan“ erarbeitet, der eine Ausfuhr nach Gorki von ungefähr je einem Tausend der Kunstgegenstände aus vier Vorstadtresidenzen voraussetzte. Die Evakuierung erfolgte chaotisch, die Rettung der einmaligen Museenwerte wurde den kleinen Gruppen der Museenmitarbeiter auferlegt. Aber trotz dem Durcheinander und dank der Hingabe der Mitarbeiter gelang es bis zum Anfang September 1941, das heißt, zu dem Zeitpunkt, als die deutsche Armee bei Leningrad ankam, den größten Teil der Sammlung zu retten — alles, was transportier-, verpack- und verladbar war. Schwere Gegenstände, wie z. B. Skulpturen, verbarg man in den Verstecken im Park oder im Palastkeller, indem man dabei falsche Ziegelmauern errichtete.

Das wertvollste Exponat von Pawlowsk war die Toilettengarnitur von Maria Fjodorowna, die als erste evakuiert wurde. Die den Palast besuchenden Militär- und Parteioberhäupter machten immer wieder Vorschläge, das Gebäude mit der ganzen Ausstattung zu verbrennen. Aber die neue, erst kurz davor ernannte Direktorin Anna Iwanowna Selenowa, die die Rettung der Sammlungen von dem Pawlowsk-Palast leitete, übernahm alle Sorgen für die Aufbewahrung des Palastes und der Kunstwerke. Sie verließ Pawlowsk samt den wenigen gebliebenen Mitarbeitern und begab sich nach das schon belagerte Leningrad am 16. September 1941, als die deutschen Motorräder schon weniger als anderthalb Kilometer von dem Palast entfernt waren. In Pawlowsk tauchten sofort Sondertruppen der deutschen Armee auf, die bei Leningrad Kunstwerke aufsuchen und nach Deutschland schicken sollten. Aus dem Palast, wie auch aus anderen Residenzen, wurde alles Wertvolle abtransportiert. Jetzt werden über 30000 Gemälde und Werke der Gewerbekunst von den Museumsmitarbeitern des Pawlowsk-Palastes gefahndet. Heute besteht fast keine Hoffnung mehr, sie aufzufinden.

Im Januar 1944 wurde Pawlowsk befreit, gab aber ein elendes Bild ab. Fast der ganze 600 Hektar große Park wurde ausgeholzt. Holz hatte die deutsche Armee für Befestigungsanlagen bei Leningrad gebraucht. Der Palast war komplett ausgebrannt, es blieben nur noch Ziegelwände. Der erste Beschluss der Stadtverwaltung lautete, eine Wiederherstellung sei unmöglich und auch im Moment nicht nötig. Erst nach dem Eingriff der Regierung änderte sich diese Ansicht. Eben in Pawlowsk begann die so genannte künstlerische „Heldentat“ des Jahrhunderts — das Wiederaufleben von den vorstädtischen Schloss- und Parkanlagen bei Leningrad. Die Arbeiten begannen im Frühjahr 1944 und verliefen unter Leitung von A. Selenowa bis an das Jahr 1978, als Pawlowsk zu der ersten Residenz wurde, die aus Ruinen auferstanden war. Der Wiederaufbau von dem Pawlowsk-Palast war eigentlich die „Schule“, wo alle Leningrader Restauratoren und Museenmitarbeiter der Nachkriegsjahre gelernt haben. Heutzutage ist die Schloss- und Parkanlage Pawlowsk ein bewundernswerter Bestandteil der sogenannten „Brillianten-Kette“ Sankt Petersburgs.

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Pawlowsk-Palast



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